Linda Bechle (20),
Vermessungstechnikerin

Wie bist du zu diesem Ausbildungsberuf gekommen?
Über Umwege. Ursprünglich wollte ich nach dem Abi Geografie studieren. Aber da die Berufschancen in diesem Bereich nicht so gut aussahen, habe ich mich informiert, was ähnlich wie Geografie ist, und bin auf Kartografie gekommen. Das kann man aber hauptsächlich in Großstädten studieren, wo es teuer ist, zu wohnen. Also habe ich entschieden, erst einmal eine Ausbildung zu machen und zu schauen, wie es mir in dem Bereich gefällt. Da bin ich auf Vermessung gestoßen und habe mich beworben. Und ich muss sagen: Es gefällt mir gut.
 
Was hattest du für Erwartungen?
Ich wusste nicht so recht, was mich hier erwartet, und hatte es mir anders vorgestellt. Es gab zwar eine Beschreibung, aber unter der konnte ich mir nicht so viel vorstellen. Aber ich wurde positiv überrascht und es gefällt mir sehr gut hier.
 
Was genau gefällt dir und warum?
Ich arbeite sehr selbstständig. Meinen ersten Auftrag habe ich bereits nach einem knappen halben Jahr allein im Außendienst bestanden. Da wird man schon ins kalte Wasser geworfen und es wird geschaut, wie fängt man sich. Aber es ist gut, wenn man selbstständig ist.
Wenn man Fragen hat, kriegt man 1.000 Antworten von Kollegen und Ausbildern, das ist auch immer gut.
 
Hast du vorher gewusst, dass es dieses Berufsbild bei der Stadtverwaltung gibt?
Ich habe bis vor zwei Jahren vor der Ausbildung noch überhaupt nichts von diesem Beruf gehört und wusste auch nicht, dass es den Beruf bei der Stadt gibt. Ich dachte auch, dass es eher ein Männerberuf ist. Aber jetzt sind wir in der Berufsschule Hälfte / Hälfte, Mädchen und Jungs. Das hat sich doch schon ziemlich geändert.
 
Wie hast du deinen Ausbildungsplatz gefunden?
Ich habe in Singen gewohnt. Bei der Recherche habe ich den Ausbildungsplatz hier in Konstanz gefunden und mich gleich beworben. Bei der Bewerbung in Singen ist etwas schiefgelaufen. Aber ich bin jetzt richtig froh, dass es Konstanz geworden ist. Ich pendle jetzt von Singen hierher. Aber die Anbindung ist super, das ist gar kein Problem.
 
Beschreibe mal, was deinen Ausbildungsberuf ausmacht.
Wegen Stau mussten wir einen Umweg fahren und die Autobahn verlassen. Bei der Fahrt durch die Dörfer habe ich Leute gesehen, die mit so einem komischen Ding herumstanden. Heute weiß ich, das war ein Tachymeter. Die standen da im Regen und hatten Warnwesten an. Und da dachte ich spontan: Das machst du später. Ich bin viel draußen. Die Vorbereitung und Auswertung, darüber wusste ich nicht viel.
Vor allem hat man die ständige Abwechslung zwischen draußen und drinnen. Klar, wenn ich draußen bin, mache ich die Messungen, und muss diese dann im Büro auswerten. Wir machen aber auch draußen nicht immer dasselbe. Man kann eine Gebäudeaufnahme machen, man kann aber auch neue Grenzpunkte setzen. An der Musikschule habe ich zum Beispiel eine fotografische Aufnahme gemacht, da wird das Kirchenschiff neu gebaut. Dort habe ich das Gelände ausgemessen, wie es verläuft.
Der Unterricht findet 12 Wochen im Jahr statt, verteilt auf 3 Blöcke à 4 Wochen.
 
Ist Vermessung für dich auch ein Verwaltungsjob?
Unter Verwaltung stelle ich mir einen Bürojob vor. Man ist im Büro, muss Telefonate führen, macht Abrechnungen, das mache ich nicht. Aber natürlich hat Vermessung auch etwas mit Verwaltung zu tun, wir verwalten ja die Grundstücke im Liegenschaftskataster.
 
Was kann man damit später alles machen?
In dieser Sparte gibt es ganz viel. Man kann Vermessung machen, Geo-Informatik, in die Kartografie einsteigen oder sich auf GPS-Messung für den Korrektur-Daten-Dienst spezialisieren, weil das noch genauer ist. Ich hätte nie gedacht, dass es so viele Möglichkeiten gibt.
 
Wer sind in dem Bereich mögliche Arbeitgeber?
Als ÖbVI (Öffentlich bestellter Vermessungsingenieur) kann man bei privaten Firmen arbeiten. Von meinen Kollegen in der Berufsschule habe ich allerdings gehört, dass sie weniger Zeit zum Lernen bekommen. Für die Zwischenprüfung habe ich Zeit im Büro bekommen, um zu lernen und mich vorzubereiten.
Die Privaten müssen Aufträge ran bringen und wirtschaftlich arbeiten. Bei großen Büros ist das sicherlich auch noch mal anders. Bei kleineren Büros ist der Zeitdruck größer, dass man den Auftrag auch durchkriegt.

Was denkst du von der Stadt Konstanz als Arbeitgeber?
Ich hätte nie gedacht, dass der Umgang mit den Kollegen so nah ist und sehr kollegial. Mein Ausbilder ist wirklich nett, er ist einfach ein herzenswarmer Mensch und überhaupt nicht oberflächlich.
 
Was hat dich am meisten überrascht?
Wie viele Mitarbeiter bei der Stadt sind. Dass es so groß ist. Ich war überrascht, was die Stadt alles ausbildet. Bühnenmaler und Maskenbildner, das ist echt exotisch. Das habe ich bei der Einführungsveranstaltung für die Auszubildenden erfahren. Da kommen alle neuen Azubis zusammen.
 
Was planst du nach der Ausbildung?
Ich kann mir vorstellen zu bleiben, will aber nach der Ausbildung auch noch studieren. Was genau, muss ich noch finden.
 
Was schätzt du besonders an der Arbeit bei der Stadt?
Die flexiblen Arbeitszeiten sind toll. Es gibt keinen Stress. Man hat zu tun, aber es gibt keinen Druck. Außerdem die Gehaltstransparenz, der kollegiale Umgang und die guten Arbeitsbedingungen.
 
Was würdest du anderen über die Stadt als Ausbildungsbetrieb sagen?
Sie bietet einen super Einstieg in das Berufsleben. Man wird bei uns toll durch die Ausbildung begleitet. Umso länger ich dabei bin, umso mehr fühle ich mich mehr und mehr als gleichberechtigtes Teammitglied.